Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Sinn von Präsenzunterricht oder Online Unterricht. Wie im Beitragsbild (vielen Dank, liebe Helena!) ersichtlich könnte das panische Blicke und Angst hervorrufen. Hier vereinfacht visualisiert eine Attacke mehrerer grüner Klettix-20 Viren auf den Mundschutz einer Schülerin während des Unterrichts!
Liebe Freunde, liebe Gitarrenschüler und deren Eltern!
Präsenzunterricht oder Online? Für mich geht es jetzt in die vierte Woche des Online-Gitarrenunterrichtes. Dabei konnte ich in den letzten Wochen sehr viele Erkenntnisse sammeln, die Ich Euch hiermit auch zukommen lassen möchte.
Leider ist die Möglichkeit, über Online-Conferencing Software Unterricht abzuhalten durch viele meiner Kollegen negativ behaftet. Da funktioniert tatsächlich nur der Präsenzunterricht. Auch die Lösung mancher Schulen über ein Microsoft-Produkt zu unterrichten hinterlässt oft einen bitteren Nachgeschmack. Warum ist das so? Meine persönlichen Auswertungen ergeben dies:
WLan oder Kabel?
• Ruckelnde und/oder asynchrone Bildfolgen sind hauptsächlich durch WLAN-Verbindungen verursacht.
Die Verwendung eines handelsüblichen Netzwerkkabels gewährleistet immerhin einen durchgängigen Stream mit deutlich niedrigeren Latenzen. Denn das Signal durchläuft die Wandler zur Funkstrecke und wieder zurück. Das heisst nicht, dass die Verbindung nicht superschnell sein kann, sie unterliegt lediglich einer Verzögerung. Bei Instrumenten- Gegenverbindungen ist das deutlicher wahrnehmbar als z.B. bei reinen Sprechverbindungen. Wenn der WLan Router dann auch noch 3 Zimmer entfernt in einem anderen Stockwerk liegt …
Fazit: bitte kein WLAN, sondern Netzwerkkabel anschließen!
Kamera ist nicht gleich Kamera
• Verschwommene Bilder sind vom Können Deiner Kamera abhängig. Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass gerade Laptops gern Kameramodule mit total veralteten Bildsensoren verwenden. Das ist leider am falschen Ende gespart. Je hochwertiger die Kamera, desto besser kann sie dann auch mit schlechter Ausleuchtung umgehen. Also: je besser das Licht und die Kamera, desto besser wird die Kommunikation funktionieren.
Fazit: bitte Kamera überprüfen und ggf. erneuern.
Hifi oder LoFI?
• Schlechte Audioverbindungen gehören nach meiner Erfahrung, zumindest bei Zoom, der Vergangenheit an. Natürlich ist auch dieser Service zunächst auf Sprache optimiert, läßt sich aber mit ein paar Klicks auf unsere Unterrichtsbedürfnisse perfekt anpassen.
Wenn der Schüler mich dann immer noch nicht gut hört, hat er vermutlich die empfohlenen Kopfhörer nicht aufgesetzt. 🙂 Und nach wie vor gilt: je näher Du mit Gitarre und Sprache Deinem Mikro bist, desto besser kann ich Dich hören und auf Dich eingehen. Fünfmal nachfragen zu müssen ist nicht nur nervig, sondern auf Dauer auch echt anstrengend!
Ach ja, Zoom hat das Update auf Version 5 mit besserer Verschlüsselung angekündigt. Somit kann die NASA unseren Unterricht wahrscheinlich nicht mehr abhören 🙂
Nachtrag 14.07.2020: Zoom arbeitet jetzt mit Verschlüsselung, hat aber im gesamten Netzwerk die HD-Wiedergabe wegen möglicher Bandbreiteneinschränkung reduziert. (aufgrund der globalen Pandemie eingeführt).
Perfekter Online Unterricht
Zusammengefasst:
Perfekter Unterricht über Onlineverbindung ist definitiv möglich, und zwar so:
• Vernünftige Webcam und gutes Mikro auf beiden Seiten
• Gute Onlineverbindung über LAN Kabel
• Unterricht über Laptopmonitor oder HD-Fernseher praktizieren
• Kopfhörer einsetzen.
siehe auch in meinem LETZTEN ARTIKEL
The safe way
Warum ich das schreibe? Präsenzunterricht oder Online?
Nun, ich gehe im Augenblick davon aus daß der Onlineunterricht bis auf weiteres der vernünftigste und sicherste Weg ist, meinen Gitarrenunterricht abzuhalten. Das ist definitiv safe! Natürlich wäre der persönliche Kontakt „so wie früher“ schön, aber diese Zeiten sind vorbei. Ich füge am Ende des Artikels ein offizielles Dokument der „Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e.V.“ an, welches meine Bedenken zum Thema „Präsenzunterricht“ zu 100% untermauert. (Vielen Dank an Michael Herrmann für’s Zusenden).
Risiko nicht absehbar
Die Infektionsgefahr ist nicht vorüber. Zwar ist das Risiko gering, aber mir persönlich reicht ein einziger mit Corona infizierter „Gast“, um Euch und auch mich und meine Familie unnötig zu gefährden. Nach offiziellen Erkenntnissen (H. Drosten) liegt die Infektionsmöglichkeit zu 10% bei sog. „Schmierinfektion“, die über die Hände übertragen wird (kann durch Händewaschen auf ein Minimum reduziert werden). 45% können durch Tröpfchen beim Sprechen oder Singen, Husten, Niesen übertragen werden (würde durch Einsatz von Mundschutz und Plexiglaswand auf ein Minimum reduziert). Die restlichen 45% können durch sog. „Aerosole“ übertragen werden, die beim Sprechen oder Singen bis zu 16 Stunden in einem Raum stehen bleiben können. Und da hilft nur Abluft über Ventilatoren nach oben oder permanenter Austausch mit Frischluft. Versteht sich, daß sich keine der Personen im Windschatten der anderen befinden darf. Und das ist der Punkt, den ich leider an keiner mir bekannten Location gewährleisten kann.
Der Zufall erhärtet die Annahme
Die praktische Erkenntnis erlangte ich so: meine ältere Tochter hat eine stark parfümierte Handlotion verwendet. Wir öffneten alle Fenster in der Nähe des Raums um den intensiven Geruch auszulüften (Hundi ist da nicht so begeistert).
Als ich ca. 1h später aus meinem Tonstudio wieder in den ersten Stock kam, war der Geruch immer noch deutlich wahrnehmbar. Aerosole sind hartnäckig.
Jeder vierte Schüler …
Auf den Unterricht bezogen heisst das für mich min. 2h Lüften nach jedem Schüler, arbeiten mit Maske / Trennwand + zusätzlichem Abstand von 1,5-2m (Fernglas um Deine Finger zu sehen?) und gründliches Desinfizieren nach jedem Schüler. Jeder vierte Schüler könnte dann mit minimierten Risiko Präsenzunterricht mit mir machen. Die anderen 75% machen dann was genau …?!?
Präsenzunterricht oder Online-Unterricht? Sorry, aber ich bleibe erstmal bei meiner Online Lösung. Bei mir seid Ihr SAFE. So kann ich mit Euch allen (auch Gruppenunterricht) vernünftig weitermachen, und Eure Resonanz darauf ist ja auch durchaus positiv. Ich möchte Euch nur alle bitten, auch Eure Seite der Onlineverbindung zu optimieren. Eine vernünftige Webcam kommt Euch auch in anderen zukünftigen Belangen zugute. Von meiner Seite aus bekommst Du HD- Qualität mit Sound und Video – Du musst sie nur für Dich optimieren. (Ein 3cm großer Jörg mit 4mm großen Fingern auf einem Handydisplay kann nicht ernsthaft Deine Lösung sein, oder?)
Positive Seiten
Positiv am Online-Unterricht ist ganz klar die Möglichkeit, die Unterrichtsstunde aufzuzeichnen. Das ist ein ganz klares Plus an der Sache, die einige von Euch schon regelmäßig einsetzen (mit der Desktop-App problemlos möglich). Auch lassen sich unterrichtsbezogene Dokumente verschicken, oder man guckt zusammen in einen Song auf YouTube oder hört sich eine Audiodatei an. Und das daheim bei Dir in Deiner „Comfort Zone“ ohne Anfahrt. Könnte schlimmer sein, oder?
Präsenzunterricht oder Online? Hier meine Antwort: Gerne bin ich auch wieder persönlich für jeden von Euch verfügbar, sobald medizinisch bestätigt ein ganz normaler Unterricht ohne Sicherheitsmaßnahmen wieder möglich ist. Sehr gerne sogar. Aber solange wir ohnehin eine Scheibe dazwischen haben müssen, wähle ich die Scheibe meines Monitors.
Offizielles Dokument
HIER DER LINK ZUM PDF DOKUMENT von der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e.V.
„Musizieren während der SARS-CoV-2-Pandemie Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (DGfMM) zum Infektionsschutz beim Musizieren“ (Stand 14.05.2020)